KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM o.T., BAUM 3

Waldbaum | Japanischer Schnurbaum

Ort: Bremen Wallanlagen, hinter der Kunsthalle


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Erschienen in dem Magazin:
BBK Bremen, “UPART 73,” no. 73, p. 6

Sabine van Lessen
Kunst am Baum
Text: Rainer Beßling

Bäume sprechen uns an. Bäume bieten Resonanz. Der Austausch des Menschen mit der Natur ist in der Kunst meist bildhaft gefasst. Geht Kunst aber in das Habitat der Bäume oder schafft sie ihnen Lebensraum, wird Zwiesprache Wirklichkeit.

Sabine van Lessen pflanzt Bäume in die Stadt. Sie gewinnt dem öffentlichen Raum seinen ureigenen Zweck ab. Als Ort für Begegnung und Forum für das Gespräch: zwischen Natur, Architektur und Kultur, zwischen Mensch und Pflanze, zwischen Menschen.

Im Verbund aus vielen Personen und Institutionen werden Bäume gesetzt, die in Sichtweite von Kultureinrichtungen liegen. Am Rand von Museen in historisch geprägten Anlagen sind die Bäume nicht nur selbst Dialogpartner, sondern begleiten und beschirmen Gespräche der Passanten. Bäume fungieren als Zeitspeicher und agieren als stumme Chronisten. 

Die Künstlerin stellt ihnen auf Schildern, wie wir sie sonst als botanische Visitenkarten kennen, sprachliche Miniaturen zur Seite. Mit ihrer Poesie schafft sie im Stadtraum Bühnen für intime Kammerspiele, in denen die Bäume in ihrer chiffrenreichen Körperlichkeit und wandelbaren Präsenz mit den Menschen interagieren. Natur wird lesbar, ihr Text schreibt sich in uns ein.   

„Im entscheidenden Moment zeigt sie auf die gegenüberliegende Seite, wo gerade ein einsamer Menschenschatten vorbeihuscht, um hier anzukommen, wo seit jeher die Schatten unter der Linde sich treffen.“ Eine klangschöne rhythmische Sentenz, ebenso anschaulich wie rätselhaft. Die geheimnisvoll miteinander verbundenen Protagonisten stehen auf der Schwelle zwischen Lichtbezirk und Schattenreich. Projektionen durchfluten das Zwischenreich. Im flüchtigen Moment taucht die Vergangenheit mit unzähligen Generationen von Baumbesuchern, Baumbetrachtern und Baumbegreifern auf und nimmt uns in ihren Wirkungskreis. Verästeltes Gehölz und gefügte Sätze werden eins. Der Stamm wirft wie die Sprache Schatten. Sie kreuzen sich mit unseren.

MEIN DANK GILT:

  • Den Männern und Frauen in den grünen und orangen Anzügen für die begrünende Zusammenarbeit.
  • Tina Badenhop für ihren wunderschönen & poetischen Tanz zur Pflanzung der Bäume. https://tinabadenhop.de/
  • Sowie ganz herzlich allen Komplizinnen & Komplizen der drei Baumwerke.

https://www.kunst-im-oeffentlichen-raum-bremen.de/kuenstler/sabine-van-lessen.html

Senator für kultur, bremen